Psychisch erkrankt – Wie gelingt der Weg (zurück) in den Beruf?

Dialog „Psychische Gesundheit“ im Bayerischen Landtag

Im letzten Jahr hatte die Abgeordnete des Landtags, Frau Kerstin Celina, Fraktion Die Grünen, das Haus St. Michael besucht und sich hier sehr beeindruckt von der Arbeit der Rehabilitationseinrichtung gezeigt. Sie versprach: „Wir bleiben in Kontakt.“

Im August 2020 kam dann eine E-Mail ihrer Assistentin mit der Anfrage, ob ich bereit wäre an einer Podiumsdiskussion im bayerischen Landtag zum Thema „Psychische Erkrankungen und der Weg zurück ins Leben“ teilzunehmen und einen Impulsvortrag zu halten. Thema: Die Eingliederung psychisch kranker Menschen in den Arbeitsprozess.

Gerade vor dem Hintergrund von starren Arbeitszeiten und Zielvorgaben sowie den oft vorherrschenden Berührungsängsten spielt Rehabilitation eine immer wichtigere Rolle. Gerne sagte ich zu, um diesen noch relativ unbekannten Teil der Rehabilitation bekannter zu machen. So reisten mein Mitarbeiter Moritz Mayer und ich am 10. Oktober in die Landeshauptstadt. Bevor der Dialog losging, zeigte Kerstin Celina uns die „altehrwürdigen Hallen“ des Maximilianeums in einer kleinen Privatführung. Spannend, diese sonst sehr belebten Räume an einem Samstag ganz still und verwaist betrachten zu dürfen.

Der Konferenzsaal selbst war jedoch alles andere als verwaist: Wegen der Corona-Pandemie war die Teilnehmerzahl im Saal auf 25 Personen begrenzt. Doch über ein Onlineportal, auf dem die Veranstaltung live übertragen wurde, konnten weitere 120 Teilnehmende zuhören und zusehen.

Nach einer Begrüßung durch Frau Celina MdL und Frau Fuchs MdL konnte ich die Lage psychisch Erkrankter und die Probleme, die sich aus ihrer Krankheit im täglichen Leben ergeben, beleuchten. Sehr froh war ich auch über die Möglichkeit, unser neues Projekt einer Online-Vor-Rehabilitation anzusprechen und vorzustellen. Um Menschen effektiver und schneller helfen zu können, muss die Zeit zwischen Klinik und Aufnahme der Reha sinnvoll genutzt werden. Dies stieß auf großes Interesse.

Danach gab es einen Input-Vortrag von Frau Nicole Scheibner, Geschäftsführerin des EO Instituts. Dieser beschäftigte sich damit, wie Firmen mit der Situation umgehen sollten, wenn Mitarbeitende psychisch erkranken. In der anschließenden Podiumsdiskussion war Raum für die vielen Fragen aus dem angeschlossenen Chat, die wir lebhaft diskutierten. Nach mehr als zwei Stunden ging eine anregende und spannende Veranstaltung zu Ende.

Doch, das zeigte sich sofort, der Dialog war nachhaltig: Direkt im Anschluss an die Veranstaltung sagte uns die haushaltspolitische Sprecherin der Grünen, Frau Claudia Köhler, ihre Unterstützung zu, um unser Anliegen zur Online-Betreuung und die entsprechende Förderung in den Haushalt des Landtags einzubringen. Ein großer Erfolg!

Im Anschluss meldete sich auch eine junge Reporterin, die nach der Möglichkeit fragte, mich im Rahmen einer Radiosendung zu interviewen, was ich sehr gerne zusagte. Ein Filmemacher fragte mich nach einer Korrektur seines neuesten Drehbuchs zum Thema psychischer Erkrankung und nach meiner fachlichen Unterstützung.

Beim Durchsehen meiner Mails auf dem Heimweg fand ich eine Anfrage, die Arbeit im Haus wissenschaftlich im Rahmen einer Bachelor-Arbeit darzustellen. Das größte Lob jedoch wurde mir im Rahmen unseres Hausparlamentes mit Rehabilitanden zuteil. Etwa 15 Rehabilitanden hatten die Veranstaltung online besucht. Die Rückmeldung: „Wir haben uns durch Sie sehr gut vertreten gefühlt und waren stolz auf Sie!“

Diese Rückmeldung der Rehabilitanden aus unserem Haus hat mich sehr berührt und gezeigt, dass es wichtig ist, auch weiterhin den Weg in die Öffentlichkeit zu suchen. Damit Rehabilitation psychisch kranker Menschen vielleicht in naher Zukunft genauso „normal“ ist, wie es bereits die Rehabilitation bei anderen Erkrankungen – beispielsweise nach einem Herzinfarkt oder Schlaganfall – jetzt schon ist.

Ilona Englert

Leiterin Haus St. Michael

Der Dialog „Psychische Gesundheit“ steht weiterhin online zur Nachschau bereit:

Dialog "Psychisch erkrankt – Wie gelingt der Weg (zurück) in den Beruf?"